Sonja Zimmermann über Standort-Herausforderungen, indischen Spirit und die Künstliche Intelligenz
3 Fragen an Aufsichtsratsvorsitzende Sonja Zimmermann
Wachsende Bürokratie, Lohnkostensteigerungen und Fachkräftemangel: Die Industrie in Österreich und Deutschland hat derzeit mit sinkender internationaler Wettbewerbsfähigkeit zu kämpfen. Wie gelingt es den Berndorf-Unternehmen, diesen Herausforderungen zuversichtlich gegenüberzutreten?
Tatsächlich ist die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit Österreichs und Deutschlands das bestimmende Thema der Industrie dieser Tage. Die wachsende Bürokratie ist eine große Belastung und die Lohnkostensteigerungen haben nicht geholfen, die Situation zu entspannen. Aber unsere Unternehmen haben zwei entscheidende Vorteile: Zum einen sind viele von ihnen in ihren Branchen Weltmarktführer oder zumindest ganz vorne mit dabei. Zum anderen sind alle sehr global aufgestellt, und zwar nicht, indem sie einfach die Produktion in andere Länder auslagern, sondern indem sie direkt in anderen Märkten für ebendiese Märkte produzieren. Asien, Amerika und Europa: Wir sind überall präsent und begrüßen eine Ausweitung dieser globalen Aufstellung bei allen Berndorf-Firmen. Das hilft dabei, die Hürden des europäischen Marktes auszubalancieren. Gleichzeitig begegnen unsere Unternehmen den Herausforderungen mit Innovation und Effizienz. Sie durchleuchten ihre Prozesse und sind stets bemüht, sich zu verbessern.
Ein besonders wachsender Markt ist Indien. Sie selbst haben Anfang des Jahres gemeinsam mit Vorstand Dietmar Müller die Unternehmens-Töchter und Joint Ventures in Indien besucht. Wie haben Sie diese Reise erlebt und wo liegen Ihrer Meinung nach die Chancen der Berndorf-Unternehmen in diesem Land?
Das war eine sehr inspirierende Reise und ein schöner Kontrast zur Wirtschaftslage in Österreich. Alles, was man über das Wirtschaftswachstum liest, haben wir persönlich auch so wahrgenommen. In Indien herrschen eine spürbare Aufbruchstimmung und viel positiver Spirit. Wir haben in einer Woche die Tochtergesellschaften von HASCO und Berndorf Band besucht und die Joint-Venture-Unternehmen von HUECK, AICHELIN und Pengg – in verschiedenen Städten und Regionen in Indien. Unsere indischen Geschäftsführer sprühen vor Ideen, nicht nur für ihre Unternehmen selbst, sondern auch mit Vorschlägen, wie sie die ganze Gruppe unterstützen könnten. Alle sind motiviert und aktiv. Die Unternehmen haben sich hier gut entwickelt und der wachsende indische Markt bietet uns große Chancen.
Sie haben vorhin die Innovationskraft angesprochen. Wie begegnen die Unternehmen der Berndorf Gruppe dem Thema Künstliche Intelligenz?
Die Künstliche Intelligenz begleitet unsere Unternehmen an allen Ecken und Enden – in den unterschiedlichsten Bereichen. Einige stellen das Rechnungswesen mit KI auf effizientere Beine, andere automatisieren Konstruktionsbereiche KI-unterstützt, um ihren Konstrukteurinnen und Konstrukteuren wertvolle Zeit zu sparen. Die Berndorf-Unternehmen sind sehr aufgeschlossen und verfolgen verschiedene Initiativen und Ansätze, um mithilfe von Künstlicher Intelligenz Routinearbeiten auszulagern und ihre Effizienz zu steigern. Ich persönlich halte es für das Gebot der Stunde, hier am Ball zu bleiben und sich mit den Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Nur so bleiben wir wettbewerbsfähig.